Unsere Branche hat viele Wandlungen in der Ära Gauselmann vollzogen. Während das Unternehmen groß wurde, hat es im gleichen Maße die Branche groß gemacht. Danach hat man auf Wandlungen von außen zunehmend weniger im Sinne der Branche und mehr im Sinne der eigenen Größe reagiert.
Das ist verständlich und aus einem Blickwinkel war es auch erfolgreich. Finanziell steht die Branche heute um ein Vielfaches besser da als vor 40 Jahren, ABER gleichzeitig auch im gesellschaftlichen Abseits wie niemals zuvor, der Herrschaft der Politik völlig ausgeliefert, der Dominanz der Suchtbefürworter demütig unterworfen, mit nur noch einer einzigen Sorte Produkte im Angebot.
Nirgends ist zu sehen, dass sich die Zukunft grundlegend zum Besseren wenden wird, im Gegenteil, der stärkste aller Feinde der Spielstätten gewinnt irgendwann in den nächsten Jahren erst noch – und dann rapide – an Macht: die Online-Casinos. Aber auch die Qualität der in Deutschland hergestellten bzw. gezeigten Spiele hinkt sehr der Qualität und dem Schaffensreichtum der international führenden Unternehmen hinterher, ärger noch, selbst die kleinen aufkommenden Unternehmen wie beispielsweise Thunderkick haben technisch wie spielpsychologisch bereits einen erstaunlichen, was die Innovationskraft anlangt einen haushohen Vorsprung.
Die deutschen Unternehmen warten ab, nützen ihre Marktmacht, die Situation ist ziemlich exakt so wie seinerzeit vor dem Auftritt von Novomatic, zu einer Zeit, da man 15-20 Jahre alte Spielsystem im neuen Kleid herausbrachte (Schaukel, Action-Spiele, Teil-Risiko).
So wird kommen, was kommen muss und die ersten Opfer werden die kleinen Familienunternehmen sein. Das fängt schon an und noch dazu mit so was Absurdem wie verordneten Schließungen. Die Profiteure werden große Spielstätten-Ketten sein sowie kleine Spielstätten, die sich vor illegalen Aktivitäten nicht scheuen.
Das eine wird unsere Branche schwerfälliger machen, das andere wird sie noch mehr in Verruf bringen.
Das Schiff schlingert gefährlich, aber nirgends sind ‚echte‘ Gegenmaßnahmen zu sehen. Den Anfeindungen begegnet man mit Sozialkonzepten (das Wort verrät schon den Wert, es heißt z.B. nicht Spielkontroll-Konzepte) aber auch mit Werbebotschaften, die das gute alte Automatenspiel signalisieren, wird geworben, mir völlig unverständlich – als wäre die Zeit stehen geblieben und als wäre unser Ruf seinerzeit besser gewesen. Das ist in Sachen Glaubwürdigkeit doch ein mächtiger Schuss vor den eigenen Bug.
Eben diese Glaubwürdigkeit ist der wunde Punkt. Unsere Branche strotzt nach innen vor Selbstbewusstsein und unterwirft sich nach außen demütig der Volksmeinung und die der Spielgegner. Die wiederum sind keineswegs Freunde der Spieler, weil sie deren Spielverhalten ohne Unterschied am liebsten ebenso wie das Glücksspiel ganz aus der Welt geschafft sähen.
In der kompetenten Wissenschaft findet sich keine Spielsucht. Dort ist der Zusammenhang zwischen seelischen Problemen und überzogenem Spiel Basiswissen. Und überall auf der Welt finden sich Stimmen, die das Glücksspiel in seinen positiven Aspekten darzustellen vermögen.
Die Verteidigungshaltung in Deutschland verhindert sich diesen Aspekten zu öffnen und sich in eine angreifende Position zu begeben, die positiven Aspekte in die Öffentlichkeit zu bringen, ebenso wie dem Spieler Selbstschutzmaßnahmen an die Hand zu geben und ihn anzuleiten. Das ist keine unmögliche Aufgabe mehr, sondern eine von der modernen Zeit geforderte, zu der sich weltweit bereits heute Tendenzen zeigen.